Neulich fand ich mal wieder ein Stellenangebot bei der Jobbörse der Arbeitsagentur
40 Std. 1.000 € nach der 3 monatigen Probezeit 1.300 €
und reagierte darauf so:
"Sehr geehrte Frau ...,
Bezug nehmend auf Ihr Stellenangebot kann ich es nur begrüßen, dass Sie hierin schon Angaben zum zu erwartenden Gehalt gemacht haben. So kann jeder mögliche Bewerber im Vorfeld schon entscheiden, ob die angebotene Stelle für ihn von Interesse ist.
Somit bleibt vorab schon jedem Bewerber selbst überlassen, ob er Kosten und Mühen investiert, um sich zu bewerben. Auch muss hier dann keine unnötige Zeit mit Bewerbungsgesprächen vergeudet werden.
Danke ! Diesem Beispiel sollten mehr Arbeitgeber folgen.
Ich für meinen Teil kann mich somit schon entscheiden, mich bei Ihnen nicht zu bewerben, da mir das Gehalt für eine Vollzeitstelle als Fachkraft als zu gering erscheint.
Bruttogehalt 1.100 € - Bruttostundengehalt 6,55 €
Bruttogehalt 1.300 € - Bruttostundengehalt 7,73 €
Da ich davon ausgehe, dass auch keine weiteren Zusatzleistungen erfolgen, wie etwa Fahrtkostenzuschüsse, betriebliche Altersvorsorge od. Weihnachts-/Urlaubsgeld ist dies für eine ausgebildete Fachkraft einfach zu wenig.
Ich kann Ihnen nur viel Erfolg für Ihre Suche wünschen, hoffe aber, dass sich keine ausgebildete Fachkraft für so ein geringes Gehalt verkauft.
Mit freundlichen Grüßen"
die Reaktion hierauf erfolgte schon am nächsten Tag - man staune
" Sehr geehrte Frau .....,
ich bedanke mich als erstes für Ihre ehrliche und offene Zuschrift.
Leider hat uns die Vergangenheit gelehrt, dass die Damen, welche sich ausgebildete Fachkraft nennen, nicht den einfachsten Anforderungen von Bürotätigkeiten in einer Rechtsanwaltskanzlei beherrschen, geschweige denn z. B. auf dem Gebiet des RVG fit sind. Wir fragen uns immer häufiger, was während der Ausbildungszeit gelernt wurde.
Dann stehen die Frauen hier und wollen ein Anfangsgehalt, welches sie erst einmal verdienen sollten und unter Beweis stellen, was sie wirklich bereit und in der Lage sind zu leisten, ohne das der Anwalt um seine Existenz fürchten muss.
Es ist immer ein Einstiegsgehalt, deshalb falsch, das Gehalt in Stunden umzurechnen, es ist ein Monatgehalt in der Privatwirtschaft und kein Tariflohn!
Außerdem besteht jederzeit die Möglichkeit durch Leistungssteigerung bzw. Überzeugung der Fähigkeiten und Fertigkeiten, vor allem durch Einsatz und Zuverlässigkeit weitere Zusatzleistungen oder Lohnerhöhungen bereits nach einem Monat neu zu verhandeln. Unser Motto ist erst die Leistung dann der Lohn.
In diesem Sinne freue ich mich auf weitere interessante Zuschriften und hoffe, dass die potenziellen Bewerberinnen nicht alle so kurzsichtig denken wie Sie. Leider ist das Arbeitsamt mit seinen Unterstützungen für die Arbeitslosen noch viel zu großzügig, da ist es doch viel bequemer, sich vom Staat unterstützen zu lassen als selbst tätig zu werden.
Ich wünsche Ihnen für Ihren weiteren Berufsweg viel Erfolg.
Mit freundlichen Grüßen"
habe ihr eben noch folgendes zurückgeschrieben:
"Sehr geehrte Frau ....,
ich möchte doch noch einmal auf Ihre Antwort zurückkommen.
Ihre Auffassung kann ich durchaus verstehen.
Nur trägt dies dazu bei, dass sich der Fachkräftemangel gerade in diesem Bereich immer mehr ausbreitet.
Welcher Jugendliche möchte denn überhaupt noch eine Ausbildung in dieser Richtung machen, wenn er von Anfang an schon weiß, dass er später von dem zu erzielenden Gehalt seine Familie ohne zusätzliche Sozialleistungen nicht versorgen kann.
Ich rate mittlerweile jedem davon ab und rate eher zu einer Ausbildung als Bürokauffrau - hier verdient man mittlerweile wesentlich mehr und das ohne die zusätzliche rechtliche Qualifikation.
Ich kenne wirklich viele Rechtsanwaltsfachangestellte, die wie ich aus diesem Beruf ausgestiegen sind und mittlerweile als einfache Sekretärinnen wesentlich besser verdienen.
Im Moment ist die Entwicklung noch nicht wirklich abzusehen und wird von den Anwälten auch teilweise unterschätzt. Aber es wird die Zeit kommen, da werden sie uns die Füße küssen ;-)
Da ich immer mal wieder das Verlangen verspüre, vielleicht doch wieder in den alten Beruf zurückzukehren bin ich auf Ihr Angebot aufmerksam geworden.
Aber leider bietet dieser Beruf keinerlei Attraktivität mehr - und ich bin sicherlich nicht die einzige, die so denkt.
Viele von den Angestellten werden ihre fachlichen Kompetenzen sicherlich auch den Gehältern anpassen ;-)
Aber sicherlich werden Sie jemanden finden und wenn es jemand ist, der vom Amt die Pistole auf die Brust gesetzt bekommt.
All die anderen, die sich vom Amt aus bewerben müssen, werden schon Wege finden, damit sie nicht genommen werden.
Ich finde es jedenfalls einfach nur schade, dass ein ansonsten so interessanter Beruf so den Bach runtergeschubst wird und dass auch noch von denen, die eigentlich ein anders Interesse aufbringen müssten.
Mit freundlichen Grüßen"